Der Auftakt zum letzten Tanz
Zwischen dem 8. und 17. Februar 2019 sollte die berühmte Schweizer Mustermesse zum letzten Mal stattfinden. Nach sage und schreibe 103 Jahren sollte es mit der hundertjährigen Erfolgsgeschichte dann endgültig vorbei sein. Wie zu erwarten war, wurde dabei auf scheinbar ziemlich würdige und feierliche Art Abschied genommen. Im traditionellen Sinne wurde bei der Muba seit jeher viel Wert darauf gelegt, dabei rundum für das Wohl der Gäste zu sorgen. Man konnte bei einem köstlichen Glas Wein mit Freunden durch die Gänge flanieren und bei einem Plausch über die guten alten Zeiten sinnieren. An vielen Stellen gab es Stände mit köstlichen Leckereien. Aus einer grossen Geste heraus wurde zum gegebenen festlichen Anlass sogar auf Eintritt verzichtet. So sollte möglichst vielen Leuten und besonders auch den Stammbesuchern ermöglicht werden, von ihrer über die Jahre hinweg liebgewonnenen Veranstaltung Abschied nehmen zu können. So manch einen dürfte die Muba seit der Kindheit bis ins hohe Alter, quasi das ganze Leben hindurch, begleitet haben. Frei nach der französischen Tradition lautete das Motto der allerletzten Muba „Dernière“, wie die Bezeichnung einer allerletzten Aufführung in Theatern.
Eine visuelle Zeitreise
Besonders bedeutend dürfte einem dabei der Gang durch die Ausstellung mit den alten Ausstellungsplakaten vorgekommen sein. Dort konnte man, wie bei einer Zeitreise, von Plakat zu Plakat wandeln und den Flair der alten Zeiten, mit nur wenigen Blicken, kurz wieder herbeirufen. Die unterschiedlichen gestalterischen Stile der jeweiligen Jahre konnten den Besuchern einen authentischen Eindruck davon vermitteln, wo die Reise in den Ursprüngen einmal angefangen hatte, und dabei gleichzeitig eine spannende Geschichte vom Wandel der Zeiten erzählen.
Dem einen oder anderen dürfte speziell beim Anblick der Plakate ein Gefühl von Nostalgie und gleichzeitiger Wehmut ergriffen und mit Sicherheit vor Augen geführt haben, wie bedeutungsvoll der Tag wirklich war.
Ein Fest für die ganze Familie
Bei der letzten Muba wurde für jeden etwas geboten. Es wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Fasnachtstruppen marschierten festlich verkleidet und kostümiert durch die geschmückten Hallen und es gab Auftritte von Trachtengruppen und Blaskapellen. Neben den Ausstellungen verschiedenster Unternehmer und Hersteller wurde auch viel Künstlerisches und Kunsthandwerkliches geboten.
Die Kids konnten sich Einblicke in die Technik und virtuelle Realitäten verschaffen oder auch basteln, während für die Erwachsenen Reden und Diskussionen abgehalten wurden. Alles in allem war es ein geselliges Beisammensein mit Attraktionen für die ganze Familie.
MehrDie erste Mustermesse 1917
Bereits im Jahr 1915 wurde mit den ersten Vorbereitungen und Arbeiten für die offizielle Mustermesse in Basel begonnen. Der belgische Kunstmaler und Direktor der Gewerbeschule in Basel, Jules de Praetere, versammelte eine Truppe kluger und kompetenter Köpfe zum Zwecke der Durchsetzung seiner Visionen von 1914. Dazu gehörten der ehemalige Regierungsrat Dr. Hermann Blocher, Prof. Dr. Fritz Mangold sowie der Regierungsrat Dr. Friedrich Aemmer und der damalige Sekretär der Basler Handelskammer Dr. Traugott Geering.
Am 15. Juni 1916 war es beschlossene Sache. Der Regierungsrat gab dem Antrag des Dr. Fritz Mangold vom 7. Februar 1916 statt und erklärte das Einverständnis zur Veranstaltung der Mustermesse. Es wurde nicht mehr lang gefackelt. Zugleich wurden die für das Vorhaben benötigten finanziellen Mittel in Form von Krediten besprochen. In den Anfängen sollte vor allem der Kanton Basel-Stadt die Sache finanzieren.
Zunächst hatte man noch keinen festen Standort ausgewählt, wollte sich gegebenenfalls flexibel halten oder sich noch nicht festlegen.
Die erste Mustermesse Basel
Vom 15. bis zum 29. April 1917 wurde dann endlich die erste offizielle Mustermesse, wie deutlich auf dem offiziellen Plakat von 1917 zu sehen ist, im schönen Schweizer Basel abgehalten. Zunächst wählte man als Haupt-Standort das Baseler Stadtcasino. Ausserdem sollten die sich in der Nähe befindlichen Turnhallen als weitere Messeräume fungieren. Zusätzlich wurde dort, wo sich auch die letzten offiziellen Messehallen der Stadt Basel befinden, eine provisorische Messehalle errichtet. Bei der ersten Messe kamen pro Tag etwa 5.000 Besucher und Besucherinnen. Die erste Messe war eine reine Ausstellungsmesse. Es sollten noch keine direkten Verkäufe stattfinden. Die Aussteller bewarben ihre Anwesenheit und Produkte, ähnlich wie heute, mit Flyern und Zeitungsinseraten. Auch die ausländische Presse war bereits zahlreich erschienen.
MehrMuba in den Anfängen ab 1918
Da die Mustermesse des Jahres 1917 in Basel ein so grosser Erfolg war und in der ganzen Welt Wellen schlug, sollte sie von nun an jährlich stattfinden. Zwischen den Jahren 1917 bis 1920 wurde dafür sogar extra ein sogenanntes separates Musterlager eingerichtet, in dem die Unternehmer und Händler ihre Muster auch zwischen den jährlichen Ausstellungen zur Schau stellen konnten. Allerdings wurde diese Idee später auch wieder verworfen, weil sich herausstellte, dass die Kunden den direkten Kontakt zu den Verkäufern in jedem Fall bevorzugten.
Zunächst wurde strenger Wert darauf gelegt, dass nur nationale Schweizer Firmen an der Mustermesse in Basel teilnehmen konnten. Später wurde die Teilnahme auch Firmen ermöglicht, die lediglich unter einer Schweizer Geschäftsführung standen.
Das offizielle Plakat zur Messe-Veranstaltung von 1920 hat die Anmut von echter künstlerischer Schaffenskraft. Hier treffen kompromisslos symbolische Motive mit höchster grafischer Präzision und Kreativität aufeinander.
Bereits im Jahr 1920 wurde die Genossenschaft Schweizer Mustermesse gegründet. Und im Jahr 1926 sollte dann die erste definitive Messehalle auf dem heutigen Baseler Messegelände eröffnet werden. Die Mustermesse von 1926 fand zwischen dem 17. und 27. April statt. Die Messe erfreute sich in den kommenden Jahren stetigen Wachstums.
MehrAlternativen zur Muba
Wer viele Jahre, vielleicht sogar sein ganzes Leben, zur Mustermesse nach Basel gepilgert ist, wird die Muba verständlicherweise vielleicht sehr vermissen. Aber wenn man die Sache mal genauer betrachtet, kann man sich doch wenigstens ein bisschen trösten. Denn die Stadt Basel ist noch immer wunderschön. Und das Messegelände ist auch noch genau dort, wo es sich schon seit mehr als hundert Jahren befindet.
Natürlich ist es nicht dasselbe wie damals, wenn man heute irgendeine unterjährige Messe in Basel besucht. Aber sollte man das überhaupt wollen, dass alles genauso ist wie früher? Sicher, man hätte die Rahmenbedingungen der berühmten Muba-Messe beibehalten und einfach von allem etwas präsentieren und noch für ein nettes Drumherum sorgen können. Doch da kann man die alteingesessenen Hersteller der verschiedenen Branchen vielleicht auch verstehen. Für viele hat diese Form der Werbung einfach einen zu geringen Streu-Werbeeffekt. Und dafür sind die Standgebühren und die zusätzlichen Kosten für Energie, Organisation, Transport und Auf- und Abbau einfach zu hoch.
Weitere Messen in Basel
Wenn man eine nette alternative Messe sucht, wird man hier fündig werden.
- Als Erstes könnte man die Baselworld besuchen, die im Prinzip aus der MUBA entstanden ist. Es handelt sich um eine internationale Fachmesse für Uhren, Schmuck und Edelsteine, doch es sind ausdrücklich nicht nur Fachkundler willkommen. Hierzu sollte man sich zuvor online über Tickets und Preise informieren. Sie dauert circa fünf Tage und hat um die 80.000 Besucher.
- Auch die Basler Herbstmesse ist einen Besuch wert. Hierbei ist der Eintritt frei. Das traditionelle Fest ist älter als 540 Jahre und findet an verschiedenen Orten in Basel gleichzeitig statt. Die Basler Herbstmesse dauert etwa vierzehn Tage und hat mehr als eine Millionen Besucher. Na, wenn das nicht spannend klingt!
Trend der MUBA-Besucherzahlen
Besonders bei der letzten Muba hat sich ein gewisser Trend abgezeichnet. 2018 besuchten 123.746 Landsleute und Gäste aus Deutschland und Frankreich die Messe. 2019 hatte die Mustermesse zwar insgesamt 236.619 Besucher. Der relativ hohe Anstieg der Besucherzahlen lässt sich aber wahrscheinlich auf die Tatsache zurückführen, dass viele sich bewusst darüber waren, dass die Muba das letzte Mal stattfinden sollte.
Der Trend ging abwärts,
… obwohl 2009 noch von einem allgemeinen Muba-Aufschwung die Rede sein sollte. Denn die Anzahl Aussteller betrug zu guter Letzt nur noch etwas weniger als ein Viertel dessen, was sie in den besten Tagen der Muba einmal gewesen war. 1980 erreichte sie diesbezüglich ihren Höhepunkt mit einer Ausstellerzahl von sage und schreibe 3.151, wobei im selben Jahr 441.000 Besucher verzeichnet wurden. Da muss man erst einmal schlucken.
In den Anfängen etwa 1921 gab es um die 60.000 Besucher bei 1.087 Ausstellern. Seither waren die Besucherzahlen stetig gewachsen. Der erste Höhepunkt wurde 1946 mit 435.000 Besuchern und 1.877 Ausstellern verzeichnet. Ein nächster Meilenstein wurde 1956 erreicht mit 2.566 Ausstellern und 468.000 Besuchern. 1958 wurde dieser Besucherrekord mit 512.000 geknackt und erstmals 1966 sollte der Rekord erneut wieder mit 527.000 Besuchern übertrumpft werden. 1984 gab es den ersten massiven Ausstellerverlust von minus 24,42 Prozent.
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