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Die Mustermesse nach dem Krieg bis 1969

Gepostet von am Jun 14, 2020 in Historie der Mustermesse

Die Mustermesse nach dem Krieg bis 1969

Nach dem 2. Weltkrieg sollten Export und Handel hohe Priorität erhalten. Auf der Mustermesse im Jahr 1946 hatte man ganz im Zeichen der Völkerverständigung die Niederländer zum hauptthematischen Gastland erkoren. Man wollte alte bestehende Handelsbeziehungen festigen und möglichst viele neue knüpfen. Der Export in andere Länder sollte angekurbelt werden. Zu den begehrtesten Exponaten zählten zu der Zeit beispielsweise Motorräder und andere motorisierte Fahrzeuge. Die wichtigsten politischen Vertreter der Länder wurden durch die Hallen geführt, in denen man die Waren feilbot, für die die Schweizer auf der ganzen Welt seit jeher bekannt sind. Man wollte seinen Gästen der nahen und fernen Länder einen bestmöglichen Eindruck der Schweiz geben und organisierte ganz im Sinne der Gastfreundschaft eine Bootsfahrt im rheinischen Dreiländer-Eck. Der Rhein konnte dabei als symbolisches Band der Freundschaft dienen, weil der Fluss bis in die Niederlande reichte.

Muba ab 1948

In den ersten Jahren bis Dekaden nach dem Krieg waren die alljährlichen Messeveranstaltungen aufwendige und schauwerbegestalterisch hochwertige Prunkstücke für die Sinne. Natürlich ging es wie bei jeder Messe auch seinerzeit darum, seine Waren für inländische und internationale potenzielle Kunden möglichst attraktiv zu präsentieren. Aber die Messeveranstaltung Muba sollte auch immer einen Volksfest-Charakter haben, der ihr bis in die letzten Tage anhaften würde.

1955 etwa gehörten Produkte aus den Bereichen der Schneiderei, der Uhrmacher und der Haushaltwaren zum Standard-Repertoire. Es ging um Innovation und Fortschritt, weshalb auch die Maschinenbaukünste im grösseren Stil demonstriert wurden. Es gab bereits erste moderne Roboter.

Um 1961 wurde auch die Telekommunikation immer wichtiger. Die ersten tragbaren Telefone wurden vorgestellt. Ab 1963 gehörte es zum guten Ton, auf den Muba-Messen den Wohlstand der Gesellschaft darzustellen. Immer mehr sollte der technische Fortschritt in den Fokus gerückt werden. Die schweizerische Wirtschaft boomte wie nie zuvor. Entsprechend prunkvoll waren auch die Ausstellungen gestaltet.

In der neuen Rosenthal-Halle kamen 1964 mehr als 2.600 Aussteller aus insgesamt 27 verschiedenen Fachgebieten zusammen. Die Präsentationen strotzten vor Einfallsreichtum.

Auch 1965 gab es vielzählige Überraschungsmomente, und garantiert für jeden waren interessante Produkte mit dabei. Die früheren Shows waren vor allem für die Hersteller oft die beste Gelegenheit des Jahres, ihr Geschäft so richtig in Gang zu setzten. Die Mühe war seinerzeit noch wirklich sichtbar. 1969 waren unter anderem auch deutsche Industrie-Firmen vertreten, die einen eigenen Stand zum Thema Atomstrom hatten.

Man verstand es, die Gäste und Besucher immer wieder mit den sehr feinen und kleinen Dingen zu verblüffen, aber auch gleichzeitig mit monumentalen Werken zu beeindrucken. Die Muba gehörte quasi zum jährlichen weltweit sichtbaren Volksritual.

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Muba in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren

Gepostet von am Mai 12, 2020 in Historie der Mustermesse

Muba in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren

In den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern wurde das Publikum immer mehr aktiv mit einbezogen. Es gab erste Fernsehliveshows mit Interviews. Gäste wurden befragt und Technikinteressierte konnten Maschinen oder Steuereinheiten sogar selbst bedienen. Man konnte hautnah in Tätigkeitsbereiche verschiedenster Berufszweige hineinschnuppern. Immer wieder waren Schmuck und Mode-Accessoires vertreten. Der Charakter der verschiedenen Einzelbereiche wurde immer ausgeprägter. 1977 war auch die Frauenbewegung auf der Muba ein grosses Thema und es wurden im Allgemeinen erste grosse Schritte in Richtung Emanzipationen unternommen.

Die bunten Achtziger

In den Achtzigern hatten sich viele daran gewöhnt, die Muba regelmässig zu besuchen. Man wollte andere Menschen treffen, etwas Neues sehen und vielleicht auch kaufen und gleich mitnehmen oder wenigsten darüber informiert werden, was es Neues zu kaufen gab. Man war generell interessiert, ob es auch vielleicht aus dem Ausland Spannendes zu entdecken gab. Es bestand eine grundsätzliche Neugier, aber besonders die elsässischen Handwerker sorgten seinerzeit in den Achtzigern für reges Interesse.

Die Muba in dieser Zeit hatte eine ganz eigene Atmosphäre. Viele waren auf der Suche nach schönen und praktischen Dingen, die sie im eigenen Haushalt und den Wohnungen verwenden konnten, unter anderem Möbel und Geräte. Bei aller Sparsamkeit wollte man sich auch trotzdem etwas gönnen. Im Prinzip war die Menge und Vielfalt des Angebots enorm. Einige kamen, um einfach alles zu sehen. Viele nahmen die Muba-Tage auch als Gelegenheit, einen Ausflug mit der ganzen Familie zu machen. Das Angebot war so gross, das man sich regelrecht vorbereiten musste. Es war wirklich für jeden etwas dabei: für Jung und Alt, für Mann und Frau. Und es musste auch nicht teuer sein, selbst als sparsamer Mensch konnte man auf seine Kosten kommen.

Auch 1989 konnte man wieder sehen, dass das Thema Völkerverständigung eine grosse Rolle spielte und von Anfang an fest in den Fundamenten der Muba verankert war. Das thematische Hauptgastland war die neue UdSSR, die auch mit bedeutenden landestypischen Qualitätswaren unter anderem aus dem Bereich der Sport- und Konsumgüter vertreten war.

In den Neunzigern

1991 gab es Planungen zur Erweiterung der Muba-Messe. Man wollte sie um ein zusätzliches Gelände mit etwa 500.000 Quadratmetern erweitern und visierte dabei Gebiete in Deutschland und Frankreich an. Der strategische Grund bestand darin, dass man sich mit ausländischen Messen verglich, bei denen der Anteil der ausländischen Beteiligungen doppelt so hoch war. Das sollte sich ändern, also musste man expandieren. Man beabsichtigte, in den Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaft einzutreten, um kostspielige Zollbestimmungen und Gebühren zu umgehen. Dadurch sollte die Muba für internationale Aussteller wesentlich interessanter werden.

In den Neunzigern wollte man vor allem auch die junge Generation begeistern. 1993 war Walt Disney mit von der Partie und es wurden sogar Live-Stunts vorgerführt. Trotz der geringeren Kaufkraft der speziellen Zielgruppe war man überzeugt, dass es sich alles in allem um ein lukratives Geschäft handeln sollte. Insgesamt kamen 500.000 Besucher.

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Überblick der baulichen Entwicklung

Gepostet von am Apr 12, 2020 in Muba: nahe Vergangenheit

Überblick der baulichen Entwicklung

Die erste Mustermesse 1917 fand im Basler Stadtcasino, in einigen umliegenden Turnhallen und in provisorischen Messehallen bei den Basler Messehallen statt. Die Messe erfreute sich einer stetig steigenden Beliebtheit. Bezüglich der Lokalitäten wurden mehr Fläche und räumliche Konzentration benötigt. Deshalb wurde schon 1918 die gesamte Veranstaltung im sogenannten Riehenring am Standort Kleinbasel zusammengeführt. Die ursprünglichen Örtlichkeiten der Bahnanlage waren im Besitz der Stadt und eigneten sich perfekt.

Vom Provisorium zum festen Sitz

Die ersten provisorischen Räume der Muba wurden 1923 bei einem Brand zerstört, was das Projekt keineswegs stoppen sollte. Am selben Ort wurde für 1924 alles neu aufgebaut. 1926 kamen ein neues Hauptgebäude und weitere Hallen hinzu. Und schon 1930 wurde das Ganze erneut erweitert. Während des 2. Weltkrieges entstanden weitere Mustermessehallen. Zwischen 1953 und 1954 wurde der Rundhofbau errichtet, der noch heute besteht. Bis zum Jahr 1965 kamen stetig neue Gebäude wie beispielsweise der sogenannte Neubau-Rosental hinzu.

In den 70ern und 80ern folge der nächste Boom. 1975 kam ein Parkhaus mit auf das Gelände. 1983 entstand die Halle 5. Im Jahr 1995 kam zur Inszenierung des Theaterstücks Das Phantom der Oper ein Musical-Theater dazu. Ende der 90er wurde die Halle 1 komplett durch die Messe Basel Plus ersetzt. Zwischen 2011 und 2013 kamen die letzten Erweiterungen in Form von mehrstöckigen Überbauungen hinzu.

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Eine Einleitung: Muba, was ist das?

Gepostet von am Mrz 16, 2020 in Muba: nahe Vergangenheit

Eine Einleitung: Muba, was ist das?

Muba ist zum einen die Bezeichnung der berühmten schweizerischen Mustermesse, die zwischen 1917 und 2019 in der Stadt Basel stattfand. Zum anderen wurde der Begriff im Laufe der Jahre umgangssprachlich auch zum Synonym für das Messegelände selbst. Aus werbetechnischen Gründen entschied man sich geschickterweise, die Worte Mustermesse und Basel abzukürzen und somit quasi zu verheiraten. Die meisten Besucher kamen aus dem In- und nur ein geringer Anteil aus dem Ausland. Der größte Teil der ausländischen Besucher stammt aus den umliegenden Ländern wie etwa dem Süden Deutschlands oder aus Österreich und Frankreich.

Wann fand sie statt?

Die Muba sollte jedes Jahr aufs Neue stattfinden. Es sollte sich um eine Frühjahrsmesse mit jährlichen Turnus handeln. In den letzten Jahren fand die Messe auf dem grossräumigen Messeplatz in Basel statt. Die erste Messe im Jahr 1917 sollte aus Gründen des Mangels passender Örtlichkeiten in einem Casino und umliegenden provisorischen Räumen stattfinden.

Grund für die Erfindung?

Die Idee zur Messe entstand 1914 zu Beginn des 1. Weltkrieges aus dem Wunsch heraus, in den wirtschaftlich schlechten Zeiten die Identität der schweizerischen Bevölkerung zu festigen. Jules de Praetere, der belgische Kunstmaler, war Direktor der Gewerbeschule in Basel und wollte aktiv etwas unternehmen, um die Menschen daran zu erinnern, wer sie waren und wozu sie im Stande sind. Er wollte auf die Weise das Gemeinschaftsgefühl fördern und die Produktion steigern.

Was ist eine Mustermesse?

Der Begriff wurde zur Jahrhundertwende des 18. und 19. Jahrhunderts in Leipzig geprägt. Um 1895 sollte diese neue Form der Warenmesse etabliert werden. Bis dahin war es üblich, grösstmögliche Mengen an Warenbeständen zu den Messen zu karren und schnellstmöglich abzuverkaufen. Auf den neuartigen Mustermessen sollte es jedoch hauptsächlich darum gehen, im eher exemplarischen Stil seine Muster zu demonstrieren. Für Händler wurde so eine Möglichkeit geschaffen, eine grössere Bandbreite ihres jeweiligen Warenspektrums zur Schau zu stellen. Plötzlich ging es mehr um Diversität und weniger um Masse.

Was waren konzeptionelle Besonderheiten?

In den Anfängen der Mustermesse Basel waren nur nationale Unternehmer zugelassen. Bis 1960 gab es auch keine ausländischen Aussteller. Erst 1961 waren auch ausländische Händler vertreten. Bis dahin gab es lediglich internationale Besucher. Später wurde der Spiess umgedreht und man baute sogar ins Konzept ein, dass jedes Jahr ein anderes Land als die Schweiz in einem dafür vorgesehenen Bereich zu einem kulturellen Hauptthema ernannt werden sollte.

Welche Bedeutung hat die Muba für die Schweizer?

Als die älteste und grösste Publikumsmesse der Schweiz ist die Muba in die Geschichte eingegangen. Sie stand anfänglich für nationale Gemeinschaftlichkeit, fungierte als Leistungsschau und sollte später auch zur allgemeinen internationalen Völkerverständigung beitragen.

Sie sollte als Verbindungsglied zwischen der eigenen schweizerischen Wirtschaft und den verschiedenen interessanten wirtschaftlichen Zweigen anderer Länder der Welt fingieren. Es sollte um die Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten und Gewerbe gehen und im späteren Verlauf Weltoffenheit symbolisieren.

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Der Auftakt zum letzten Tanz

Gepostet von am Feb 24, 2020 in Muba: nahe Vergangenheit

Der Auftakt zum letzten Tanz

Zwischen dem 8. und 17. Februar 2019 sollte die berühmte Schweizer Mustermesse zum letzten Mal stattfinden. Nach sage und schreibe 103 Jahren sollte es mit der hundertjährigen Erfolgsgeschichte dann endgültig vorbei sein. Wie zu erwarten war, wurde dabei auf scheinbar ziemlich würdige und feierliche Art Abschied genommen. Im traditionellen Sinne wurde bei der Muba seit jeher viel Wert darauf gelegt, dabei rundum für das Wohl der Gäste zu sorgen. Man konnte bei einem köstlichen Glas Wein mit Freunden durch die Gänge flanieren und bei einem Plausch über die guten alten Zeiten sinnieren. An vielen Stellen gab es Stände mit köstlichen Leckereien. Aus einer grossen Geste heraus wurde zum gegebenen festlichen Anlass sogar auf Eintritt verzichtet. So sollte möglichst vielen Leuten und besonders auch den Stammbesuchern ermöglicht werden, von ihrer über die Jahre hinweg liebgewonnenen Veranstaltung Abschied nehmen zu können. So manch einen dürfte die Muba seit der Kindheit bis ins hohe Alter, quasi das ganze Leben hindurch, begleitet haben. Frei nach der französischen Tradition lautete das Motto der allerletzten Muba „Dernière“, wie die Bezeichnung einer allerletzten Aufführung in Theatern.

Eine visuelle Zeitreise

Besonders bedeutend dürfte einem dabei der Gang durch die Ausstellung mit den alten Ausstellungsplakaten vorgekommen sein. Dort konnte man, wie bei einer Zeitreise, von Plakat zu Plakat wandeln und den Flair der alten Zeiten, mit nur wenigen Blicken, kurz wieder herbeirufen. Die unterschiedlichen gestalterischen Stile der jeweiligen Jahre konnten den Besuchern einen authentischen Eindruck davon vermitteln, wo die Reise in den Ursprüngen einmal angefangen hatte, und dabei gleichzeitig eine spannende Geschichte vom Wandel der Zeiten erzählen.

Dem einen oder anderen dürfte speziell beim Anblick der Plakate ein Gefühl von Nostalgie und gleichzeitiger Wehmut ergriffen und mit Sicherheit vor Augen geführt haben, wie bedeutungsvoll der Tag wirklich war.

Ein Fest für die ganze Familie

Bei der letzten Muba wurde für jeden etwas geboten. Es wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Fasnachtstruppen marschierten festlich verkleidet und kostümiert durch die geschmückten Hallen und es gab Auftritte von Trachtengruppen und Blaskapellen. Neben den Ausstellungen verschiedenster Unternehmer und Hersteller wurde auch viel Künstlerisches und Kunsthandwerkliches geboten.

Die Kids konnten sich Einblicke in die Technik und virtuelle Realitäten verschaffen oder auch basteln, während für die Erwachsenen Reden und Diskussionen abgehalten wurden. Alles in allem war es ein geselliges Beisammensein mit Attraktionen für die ganze Familie.

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